• Home
  • News
  • Vertrauen in Entwicklungsfähigkeit

Profis 30.12.2013 - 11:34 Uhr

Vertrauen in Entwicklungsfähigkeit

Rückrunden-Ausblick: Transfers nur mit Augenmaß/Nedelev kommt hinzu

Die Neuzugänge Johannes Geis und Joo-Ho Park sind mittlerweile Stammpersonal.

Die Profis des 1. FSV Mainz 05 genießen ihre freien Tage zwischen den Jahren. Am 3. Januar bittet Trainer Thomas Tuchel zum ersten Training, bereits einen Tag später startet die Mannschaft ins Winter-Trainingslager nach Marbella. Dort soll sich die Mannschaft für die am 25. Januar mit dem Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart beginnende Rückrunde in Form bringen.

24 Punkte sind eine gute Basis in der Winterpause. Wie sehen die Nullfünfer also ihre Perspektiven bei zehn Punkten Abstand zu den Relegationsplätzen und nur vier Zählern Rückstand auf jene Ränge, die zur Teilnahme am internationalen Geschäft berechtigen? Die Tabellensituation bleibt komplett ausgeblendet, so wie man das von den Verantwortlichen kennt. Zu Recht. Nichts ist schneller überholt als eine unüberlegte, verfrühte Zielformulierung, für die sich die Mannschaft dann Woche für Woche messen lassen muss.

Vor einem Jahr erfreuten sich die Mainzer zum Jahreswechsel an Rang sechs mit 26 Punkten. Viele Verletzungen und fehlendes Spielglück gestalteten die Rückrunde zäh, es kamen nur weitere 16 Zähler hinzu. Das soll in der kommenden Halbserie besser werden. Trainer Thomas Tuchel sagt: „Damals waren die Ergebnisse oft knapp gegen uns. Vielleicht gehört es zur Realität von Mainz 05 in der Bundesliga, dass es in einer Halbserie auch mal nur zu 16 Punkten reicht. Aber wir wollen uns nicht zu sehr mit der Rückrunde der vergangenen Saison aufhalten. Wir haben eine andere Mannschaft. Jede Mannschaft hat eigene Charaktere, eine eigene Geschichte und benötigt eine andere Führung durch uns Trainer. Wir werden unseren Spielern sehr genau sagen, was sie dafür tun können, damit wir eine bessere Rückrunde spielen.“

Training im Fokus

Aufgrund der personellen Fluktuation im Kader hat sich das Trainerteam frühzeitig festgelegt, in diesem Jahr wieder ein klassisches Trainingslager mit dem Schwerpunkt auf den Trainingseinheiten zu absolvieren. „Wir wollen uns die Zeit nehmen gemeinsam zu trainieren“, erläutert Tuchel. „Vieles von dem, was leicht und selbstverständlich ausschaut, beispielsweise im Mittelfeld der Bundesligatabelle mit zu schwimmen, fühlt sich für uns unendlich schwer an. Deshalb ist der Respekt vor der Aufgabe wichtig.“ Respekt vor einer Herausforderung ist bei Tuchel vor allem eines: ein Arbeitsauftrag.

Der Fokus der bevorstehenden Arbeit liege dabei klar auf dem bestehenden Kader – unabhängig von der anstehenden Transferperiode. „Wir sind total überzeugt von der Entwicklungsfähigkeit unserer Mannschaft. Wir glauben, dass wir mit ihr die nächsten Schritte gehen können“, sagt Thomas Tuchel. „Dennoch werden wir die Hinrunde in Ruhe analysieren ohne die Glücksgefühle vom Auswärtssieg in Hamburg. Wir gehen mit offenen Augen durch die Welt und überprüfen, was der Mannschaft an sportlichen Qualitäten und Typen helfen könnte und gleichen dies mit unseren Möglichkeiten ab.“

Das bestätigt auch Manager Christian Heidel: „Wir beobachten den Markt. Im Winter laufen allerdings nicht so viele ablösefreie Spieler herum, die uns auch tatsächlich weiterhelfen. Wir müssen bei unseren Transfers immer perspektivisch denken, über das nächste Saisonende hinaus. Wir haben jetzt auf jeden Fall nicht den Druck fünf neue Spieler verpflichten zu müssen, wir vertrauen unserem Kader, auch wenn wir die Augen offen halten.“

Neue Konkurrenzsituation

Die Überlegungen der sportlichen Leitung lassen sich an zwei Beispielen gut veranschaulichen: In der Abwehr hat Stefan Bell den Ausfall von Niko Bungert und die Verletzung von Bo Svensson für sich genutzt. Der 22-Jährige hat es in der Innenverteidigung auf neun Startelfeinsätze gebracht. „Er hat intern eine neue Konkurrenzsituation geschaffen. Wir werden jetzt keinen Innenverteidiger holen und Stefan Bell vor die Nase setzen, an dessen Entwicklung wir seit Jahren gearbeitet haben“, betont Tuchel. Außerdem bestehe bei Niko Bungert, der aufgrund eines Knochenödems im Knie beinahe die komplette Hinrunde pausieren musste, mittlerweile aber wieder mit der Mannschaft trainiert hat, begründete Hoffnung, dass er schnell wieder wettbewerbsfähig werde. Auch Bo Svensson, dem der Trainer zuletzt „die beste Trainingswoche seit ich hier bin“ attestierte, ist noch lange nicht abgeschrieben.

Beispiel zwei: die Position des Zehners. Trainer Tuchel wird nicht müde seine Hoffnung auf eine Verpflichtung seines Wunschspielers Ja-Cheol Koo vom VfL Wolfsburg zu erwähnen. Die Vorbereitung auf die Rückrunde wird dies jedoch nicht überlagern. „Man darf sich nicht in diesen Gedanken verlieren. Meine Energie fließt viel mehr in die Überlegungen, wie man Niki Zimling oder Yunus Malli auf dieser Position noch besser machen kann. Oder ob wir vielleicht Todor Nedelev dorthin entwickeln können.“

Todor Nedelev bekommt Zeit

Der Bulgare steht bereits seit Monaten als Wintertransfer der Nullfünfer fest. Der 20-jährige Nationalspieler kommt von Botev Plovdiv und gilt als sehr veranlagter Linksfuß mit Qualitäten vor allem aus der zweiten Offensivreihe, ihm eilt aus der Heimat höchstes Lob voraus. Das bremst sein neuer Trainer allerdings erst einmal ein klein wenig ein. „Wir sind von seinen Qualitäten sehr überzeugt. Aber wir müssen abwarten, wie er mit dem Wechsel klar kommt. Ein neues Land, eine neue Sprache, eine neue Mannschaft – wir wissen, dass das für einen Spieler eine Herausforderung sein kann. Er bekommt bei uns die Zeit richtig Fuß zu fassen“, sagt Thomas Tuchel.

Gut aber zu wissen, dass hinter dem torgefährlichen Offensivtrio Nicolai Müller, Shinji Okazaki und Eric Maxim Choupo-Moting (gemeinsam 21 Treffer in der Vorrunde) dann bereits die nächste offensive Option heranreift. Die Vorfreude auf die Rückrunde mindert dies sicher nicht …