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Profis 25.02.2018 - 14:00 Uhr

"Was dieser Punkt wert ist, werden wir sehen"

05er müssen 1:1 gegen den VfL Wolfsburg akzeptieren – In einem komplizierten Spiel waren Sieg und Niederlage möglich

Dem 1. FSV Mainz 05 ist es nicht gelungen, dem Auswärtssieg bei Hertha BSC einen Erfolg im eigenen Stadion folgen zu lassen. In der Begegnung gegen einen spielerisch starken VfL Wolfsburg musste sich die Mannschaft von Sandro Schwarz vor 25.173 Zuschauern in der OPEL ARENA am Ende mit einem 1:1 zufrieden geben. Die 05er verpassten in der Nachspielzeit den möglichen Siegtreffer mit einer Großchance von Anthony Ujah, hätten aber durch eine Riesengelegenheit des Ex-Mainzers Yunus Malli zuvor auch verlieren können. "Wir wollten drei Punkte, das wäre mit mehr Ruhe und mehr Zielstrebigkeit auch drin gewesen. Mit der Großchance hinten raus kannst du einen Arbeitssieg erringen aus einem dreckigen Spiel. So musst du halt den Punkt mitnehmen und akzeptieren", erklärte der 39-Järhige nachher.

Die Mainzer Trainer-Legende Wolfgang Frank hat einst in einer noch prekäreren Abstiegskampf-Situation nach einem Heimspiel, das nicht den erhofften Sieg gebracht hatte, ein Unentschieden mit den Worten kommentiert: "Wer weiß, für was dieser Punkt noch einmal gut sein  wird.“ Ein Satz, der in allen erfolgreichen Mainzer Abstiegskämpfen, und davon gab es viele, immer seine Gültigkeit hatte. „Was dieser Punkt wert ist, werden wir sehen", sagte Frank-Schüler Schwarz am Freitagabend. "Es bleibt einfach dabei: Wir müssen den langen Atem haben. Ich kann das immer nur wiederholen, weil es die Wahrheit ist. Du kannst nicht darauf hoffen, dass du in drei Wochen die Erlösung hast. Sondern du musst hamstern, hamstern, Leistung bringen. Das ist der Auftrag bis zum  Schluss."

Kampf und Laufleistung stimmten

An dem Willen und der Bereitschaft der Mannschaft alles reinzuwerfen für den Erfolg lag es nicht, dass der erhoffte Dreier nicht gelang. Einsatz und Kampfbereitschaft waren da, die Laufleistung stimmte mit über 118 Kilometern. Doch die 05er hatten Probleme, gegen die individuell besser besetzten Wolfsburger genügend fußballerische Lösungen zu finden. Das Team fand nur schwer ins Spiel, musste einen frühen Rückstand nach acht Minuten hinnehmen und vor der Pause noch Zielstürmer Emil Berggreen mit Verdacht auf Gehirnerschütterung austauschen. "Nach dem Gegentor mussten wir uns schütteln“, sagte Schwarz. „Wir hatten in der Phase nicht den richtigen Zugriff. Die Wolfsburger haben den Ball gut laufen lassen und gut verlagert. Wir haben da zu tief hinten drin gestanden."

Bruna Labbadia, einige Tage zuvor als Nachfolger von Martin Schmidt auf dem Cheftrainerposten installiert, hatte die Wolfsburger gut eingestellt. Der Gegner lief die 05-Dreierkette mit drei Spielern konsequent an und stellte auch gegen das 05-Trio im Zentrum drei Spieler, mit Yunus Malli, Daniel Didavi und Joshua Guilavogui auch drei spielstarke. Die 05er fanden dagegen oft keinen Zugriff, leisteten sich Ballverluste und fanden keine Sicherheit im Aufbauspiel. Meist schlugen die Innenverteidiger Chip-Bälle nach vorne. "Gegen das Pressing war es schwierig im Aufbau. Du konntest nicht ins Zentrum rein spielen, keine Überzahl herstellen. Unsere Achter standen auch zu hoch. Da fehlte uns die Sicherheit und nach den zweiten Bällen haben wir auch zu viel rückwärts gespielt", betonte Schwarz. Der 05-Ansatz war ähnlich wie vor einer Woche im Olympiastadion, doch im Gegensatz zu den Berlinern war das VfL-Positionsspiel wesentlich besser und flexibler. Bei den 05ern sah das Ganze dadurch unruhig und unrund aus. "Wir hätten heute einfach mehr außen vorbei spielen müssen über unsere Außenverteidiger Giulio Donati und Gerrit Holtmann. Das wäre die Lösung gewesen", erklärte Schwarz. "Trotz allem hatten  wir hochkarätige Torchancen, das darf man nicht vergessen."

Der Ausgleich gelang mit einem solchen Flügelangriff. Danny Latza passte links raus, Holtmann sprintete in den Strafraum, legte quer, Yoshinori Muto vollstreckte in der Mitte zum 1:1. Zuvor hatte Robin Quaison schon die große Ausgleichschance gehabt nach einem Berggreen-Pass. Latzas Schuss nach Quaison-Vorlage aus spitzem Winkel streifte zudem die Latte.

Respekt vor VfL-Kontern

"Nach der Halbzeit hatten wir unsere beste Phase, waren sehr aktiv, aber wir haben es nicht richtig zu Ende gespielt und zum Abschluss gebracht", sagte der Trainer. Und mit dem Konter durch Yunus Malli, bei dem Robin Zentner mit überragender Torwartposition den drohenden Rückstand verhinderte, kam erneut ein Bruch ins Mainzer Spiel. "Wir waren davon beeindruckt", so der Coach, "wollten danach nicht nochmal ins offene Messer laufen." Bei allen Bemühungen, den Siegtreffer zu erzwingen, war dann der Respekt vor dem spielstarken Gegner spürbar. Zumal die Wolfsburger durch die verunglückte Didavi-Flanke an den langen Pfosten eine weitere Top-Chance besaßen. Dennoch ergaben sich die Möglichkeiten für Latza (88.) und Ujah in der Nachspielzeit doch noch den Sieg einzufahren.

"Aufwand und Einstellung waren sehr gut", sagte der 05-Trainer. "Wenn so viele einfache Fehler passieren, denkst du natürlich, wie kann so etwas zustande kommen, aber das ist auch Abstiegskampf. Es war ein Spiel, wie es im Abstiegskampf vorkommt. Mit ordentlichen Druck-Phasen, aber auch mit Phasen, in denen du merkst, da ist so ein bisschen der Stecken drin. Wichtig war es, aus so einem Spiel nicht komplett rauszufliegen und zu verlieren."