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Profis 16.07.2022 - 13:35 Uhr

Wichtige Bausteine im Findungsprozess

Bo Svensson konnte sich nach der Niederlage im ersten Testspiel gegen Besiktas Istanbul "mit einem guten Gefühl in den Bus zurück nach Grassau" setzen

Keinem Trainer dieser Welt gefällt es, wenn seine Mannschaft eine Niederlage einstecken muss, sei es auch in einem Testspiel. Das ist bei Bo Svensson nicht anders. Trotzdem hatte der Cheftrainer des 1. FSV Mainz 05 einen guten und für ihn wichtigen Test mit neuen und notwendigen Erkenntnissen gesehen beim ersten internationalen Auftritt des Bundesligisten im österreichischen Kufstein, wo die Mannschaft im Rahmen ihres einwöchigen Trainingslagers dem türkischen Erstligisten und vielfachen Landesmeister Besiktas Istanbul mit 0:1 unterlag.

Aufgrund diverser Aspekte, die am Ende ausschlaggebend waren für diese Niederlage sprach der Däne nachher dennoch von einem gelungenen Testspiel und erklärte: "Im Hinblick auf das, was wir sehen wollen, auf das, was ich spüre, was die Gruppe braucht, war es ein guter Tag heute. Deshalb setzte ich mich mit einem guten Gefühl in den Bus zurück nach Grassau."

16.07.2022

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Wenig Erfahrung gegen Istanbuler Top-Elf

Denn dieses erste von zwei Test-Begegnungen mit hochklassigen Gegnern war im Prinzip ein Kampf mit ungleichen Mitteln, aus dem sich das Mainzer Team sehr achtbar aus der Affäre zog. Besiktas, im Kufsteiner Grenzlandstadion unterstützt von rund 1500 enthusiastischen Anhängern, die aus Deutschland und Österreich angereist waren und die zahlreichen Mainzer Fans im Stadion stimmlich gewaltig übertrafen, eine großartige Stimmung erzeugten, spielte mit einem Team, das in dieser Zusammensetzung auch zum Auftakt der türkischen Süper Lig vorstellbar wäre und das in dieser Vorbereitung bereits gegen Werder Bremen und Viktoria Pilsen gewonnen hat. Das waren komplett unterschiedliche Voraussetzungen. Dafür war besonders die muntere Mainzer Anfangsphase mit guten Chancen achtbar. Svensson sprach sogar von 40 Minuten ausgeglichenem Spiel: "Gegen den Ball haben wir gut gearbeitet."

Der Coach hatte ein Team nominiert, das zunächst nur sehr wenig Erfahrung mitbrachte. Anton Stach und Leandro Barreiro waren die einzigen der erst am Montag ins Training eingestiegenen Nationalspieler, die überhaupt zu einem Kurzeinsatz kamen. Für alle anderen, erklärte Svensson, wäre es zu riskant gewesen, eine derart intensiv geführte Partie zu bestreiten. Auch Danny da Costa, der noch nicht mit der Mannschaft trainiert hat, war nur Zuschauer. Ebenso Neuzugang Anthony Caci, der wegen leichter Beschwerden noch geschont wurde. "Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um ein Risiko einzugehen. Wir gehen davon aus, dass er Sonntag wieder trainieren und 45 wichtige Minuten am Montag gegen Newcastle absolvieren kann", sagte der Chefcoach. Stefan Bell, Alexander Hack, Aarón und Marcus Ingvartsen waren die einzigen Stammkräfte der vorigen Saison, um sie herum gruppierten sich Nachwuchskräfte, der nach einem Jahr Ausleihe zurückgekehrte Edimilson Fernandes und der wieder in den Profi-Kader gekommene Anderson Lucoqui.

Der Cheftrainer hob hervor, was sein Team gegen den Ball geleistet habe, verwies allerdings auf die Mängel, die naturgemäß zu sehen waren. "Wir haben unsere Umschaltaktionen nicht klar genug gespielt, auch der Spielaufbau, die ganzen Abläufe. Wir haben das aber auch noch keine einzige Minute trainiert. Und dann stehen da Spieler auf dem Platz, die teilweise noch nie miteinander gespielt haben. Dann merkst du, dass du Phasen im Spiel hast, die einander beeinflussen. Um besser gegen den Ball arbeiten zu können, brauchst du auch die Phasen, in denen du den Ball besser nach vorne bringst. Trotzdem haben wir einiges ganz gut gemacht und sehen die übrigen Elemente, die wir Stück für Stück aufarbeiten müssen."

Ein solcher Test bringe allein viele Erkenntnisse in körperlicher Hinsicht. "Und wir haben jetzt gute Bilder. Für die ganz neuen Spieler, wie Maxim Leitsch, der erstmals 45 Minuten lang in der Fünferkette gespielt und erstmals die Abläufe erlebt hat. Es gibt viele Sachen, die für uns wichtig sind. Die draußen auf der Bank waren stolz auf die jungen Kerle, die alles gegeben haben auf dem Platz. So etwas schweißt eine Gruppe auch zusammen. Deswegen brauchen wir auch solche Erlebnisse gegen Gegner in Bestbesetzung. "Wir haben uns gut durchgekämpft. Es gab viele Sachen, die taktisch, inhaltlich nicht gut waren, aber von der Mentalität her und dass die Jungs Verantwortung übernommen haben, war wichtig", betonte der 05-Trainer. "Auch diese hochintensiven Spielminuten in einem Tempo, dass uns in drei Wochen in der Bundesliga begegnet. Besiktas hat in einem Tempo gespielt hat, das wir derzeit noch nicht erwarten können von unseren Jungs. Das ist in einer Woche oder in zehn Tagen anders." Alles zusammen seien wichtige Bausteine im Findungsprozess der Mannschaft, sowohl fußballerisch als auch auf der Persönlichkeitsebene. 

Das stimmungsvolle Testspiel gegen Besiktas war auch eine wertvolle Erfahrung für die zahlreichen jungen Spieler der 05ER (li. Merveille Papela, re. Kaito Mizuta).

Aufregung kurz vor Schluss

Nur einmal war Svensson in dieser Partie richtig erbost und geriet mit seinem Istanbuler Kollegen, dem früheren Bundesliga-Profi Valerie Ismael aneinander. Als Besiktas-Verteidiger Gedson Fernandes den eingewechselten Stach bei dessen erster Aktion, einem Dribbling durchs Mittelfeld, mit einem üblen Tritt von hinten fällte und eigentlich dafür hätte Rot sehen müssen.

"Das geht gar nicht", sagte Svensson. "Das ist sinnlos. Wenn das einer meiner Spieler machen würde in einem Testspiel, würde ich überlegen, ihn auszuwechseln. Harte Zweikämpfe um den Ball, taktische Fouls, das passiert mal, aber hinterherzulaufen, zu spüren, nicht schnell genug zu sein und dann den Gegner umzugrätschen, ist eine andere Geschichte. Deswegen habe ich mich aufgeregt. Was wäre, wenn Stach sich verletzt hätte in dieser Aktion?"

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