Fußball Frauen 11.07.2024 - 15:00 Uhr
“Mainz 05 ist ein Verein, der Frauenfußball kann”
Mit Beginn der Sommervorbereitung sprechen die Sportliche Leiterin Nadine Kreß und Cheftrainer Takashi Yamashita über ihre Mannschaft, Lehren der vergangenen Saison und die Zukunft des Frauenfußballs beim FSV
Die 05-Frauen blicken auf eine erfolgreiche erste Saison unter dem rot-weißen Dach zurück. Regionalligameisterinnen mit einem herausragenden Torverhältnis von 97:12, Titelverteidigerinnen im Südwestpokal und ein kämpferischer Auftritt im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den Bundesligisten MSV Duisburg. Nur die Krönung hat gefehlt: Der Aufstieg in die 2. Frauenbundesliga. In den Aufstiegsspielen mussten die Mainzerinnen zwei Niederlagen gegen den VfL Bochum hinnehmen. “Danach ist es nicht leicht, den Kopf einfach auszuschalten. Für mich nicht und für die Mädels sicherlich genauso”, befindet Trainer Takashi Yamashita rückblickend. “Umso besser ist es, dass es jetzt wieder losgeht und wir den Blick nach vorne richten können. Wir haben in den ersten beiden Einheiten direkt intensiv gearbeitet und den Spielerinnen einiges abverlangt. Von daher bin ich mir sicher, dass die Mannschaft schon jetzt voll in der neuen Saison angekommen ist.”
Die Mannschaft hat in der Sommerpause einen kleinen Umbruch erlebt. Ein Umbruch, der so gewollt wie unvermeidbar war. “Ein verpasster Aufstieg bringt leider zwangsläufig den Weggang von Leistungsträgerinnen mit sich”, erklärt Nadine Kreß. “Aber auch von uns aus wollten wir einfach auf der ein oder anderen Position nachlegen, sowohl die Breite des Kaders vergrößern als auch qualitativ nachlegen. Das haben wir geschafft.” 19,1 Jahre beträgt der Altersdurchschnitt der Neuzugänge. “Das sind alles junge Spielerinnen mit viel Entwicklungspotenzial. Daneben konnten wir mit dem Großteil unserer Führungsspielerinnen, die ein Team führen und als Vorbild vorangehen, verlängern. Darüber sind wir sehr glücklich.” Eine Kaderstruktur, die auch den Vorstellungen des 05-Übungsleiters Yamashita entspricht: “Ich sehe als meine Aufgabe, junge Spielerinnen auszubilden und weiterzubringen.” Wenn das dann auch noch Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs seien, freue man sich umso mehr. Kreß ergänzt: “Wir sehen uns als Ausbildungsverein, den Weg wollen wir auch in Zukunft ausbauen und weitergehen.” Dem kurzfristigen sportlichen Erfolg soll das allerdings keinesfalls nicht entgegenstehen. “Dass wir uns auch von Beginn an ansprechende Leistungen auf dem Platz erhoffen, wissen die Spielerinnen”, so Yamashita. Dafür soll in den kommenden Wochen noch zusätzliche Verstärkung geholt werden. “Abgeschlossen sind unsere Kaderplanungen nicht. Wir wollen noch die ein oder andere Spielerin verpflichten, die auch schon Einsätze in höheren Ligen vorzuweisen hat”, verrät die sportliche Leiterin.
Noch hungriger nach verpasstem Aufstieg
Mit dem fertigen Kader soll dann der eben noch knapp verpasste Aufstieg in die 2. Liga endlich erreicht werden. “Nicht nur der Verein, auch die Mannschaft hat sich diesem Ziel verschrieben”, betont Kreß. “Gerade nach der verlorenen Relegation im vergangenen Jahr ist der Hunger darauf nochmal größer geworden. Hat man den Spielerinnen damals in die traurigen Gesichter geblickt, weiß man, wie viel es ihnen bedeutet.” Das Aussetzen der Relegation in diesem Jahr sei “eine Extramotivation. Wir können uns dieses Mal direkt für unsere getane Arbeit belohnen.”
“Eine einmalige Chance, die wir nutzen wollen”, unterstreicht auch Yamashita die Ambitionen seiner Mannschaft. “Doch der Konkurrenz geht es genauso. Wir haben in der vegangenen Saison einige knappe Spiele erlebt. Die Titelverteidigung wird deswegen keine einfache Aufgabe.” Damit es klappt, soll im Training der Fokus mehr auf die einzelnen Spielerinnen gelegt werden. “Haben wir vergangene Saison viel an der Mannschaftstaktik gearbeitet, will ich jetzt noch mehr auf die individuellen Anforderungen an die Spielerinnen eingehen. Dementsprechend werde ich auch nochmal verstärkt mit kleinen Spielformen arbeiten. So haben wir schon im Training viele Wiederholungen und können noch intensiver arbeiten.” Außerdem soll das Spiel seiner Mannschaft variabler werden. “Manchmal ist es richtig, volle Attacke auf Angriff zu gehen, hoch zu stehen und schnell in die Tiefe zu gehen. Aber wir wollen auch in der Lage sein, mal das Tempo aus dem Spiel zu nehmen, abzuwarten und geordneten Ballbesitzfußball zu spielen.”
Synergien schaffen, Rahmenbedingungen verbessern
Während auf dem Platz also weiterhin an der fußballerischen Leistung geschraubt wird, sollen sich die Rahmenbedingungen ebenfalls kontinuierlich weiterentwickeln. “Wir haben im Verein bestehende Strukturen in der Lizenzspielerabteilung wie im Nachwuchsleistungszentrum, die bestens funktionieren und von denen wir uns Einiges abschauen können. Den Vorteil wollen wir noch besser nutzen, verstärkter Synergien schaffen und ausbauen”, erläutert Kreß. “Ich vergleiche unser Unterfangen ein wenig mit dem Aufbau des Nachwuchsleistungszentrums bei 05 vor einigen Jahren. So wie damals fangen auch wir klein an und wollen uns Schritt für Schritt nachhaltig weiterentwickeln, um irgendwann auch mit großen Vereinen mithalten zu können.” Mittelfristig steckt sie außerdem viel Hoffnung in den Bau des neuen Funktionsgebäudes am Bruchweg. “Damit bekommen auch wir mehr Raum und können uns weiter entfalten. Das wird uns viele neue Türen öffnen.”
Mit der vergangenen Saison konnte ein wichtiger Grundstein gelegt werden. “Vor allem mit der überragenden Unterstützung der Fans in den abschließenden Aufstiegsspielen haben wir gezeigt, dass Mainz 05 ein Verein ist, der Frauenfußball kann.” Dementsprechend blickt Kreß auch mit Vorfreude in die Zukunft: “Ich bin sehr gespannt, wieviel wir in den kommenden Jahren noch möglich machen können. Klar ist, dass wir für uns und unsere Mannschaften weiterhin kämpfen, um etwas Großes entstehen zu lassen”.
Das erste Testspiel bestreiten die Mainzerinnen übrigens am Samstag (14 Uhr, Kunstrasen I auf dem WOLFGANG FRANK CAMPUS) gegen den FSV Hessen Wetzlar.