Profis 29.01.2025 - 18:40 Uhr
"Vorher ging es immer nur nach oben"
Fast 700 Tage musste Nelson Weiper auf Bundesliga-Tor Nummer drei warten. Nach seinem überzeugenden Auftritt gegen Stuttgart schwärmt Nelson Weiper von der Atmosphäre rund um den FSV & blickt zurück auf schwierige Monate im Herbst 2023.
Für einen letzten Anstieg reichte es wenige Minuten nach dem Schlusspfiff dann doch noch. Mit letzten Kräften - zuvor hatte er sich in seinem ersten Startelf-Einsatz der Saison 74 Minuten lang aufgerieben und sich beim Heimsieg über Stuttgart mit einem Tor belohnt, bevor er von nicht enden wollenden Krämpfen in beiden Waden geplagt den Rasen verließ - erklomm Nelson Weiper die Treppen der Hintertor-Tribüne hoch ins Stimmungszentrum der MEWA ARENA, wo tausende euphorisierte 05ER den 19-Jährigen bereits erwarteten, um gemeinsam die Humba anzustimmen. Seinen Namen hatte im Übrigen nicht nur die rot-weiße Wand skandiert, auch die Mitspieler hatten sich dem lautstark angeschlossen. "Diese Stimmung hat mich nochmal hochgezogen, es war geil da oben und das i-Tüpfelchen auf den Abend", blickt das Eigengewächs, das noch nie anderes Trikot als das des FSV getragen hat, zurück.
Mittendrin statt nur dabei mit 05ER.tv
Rückschlag im Herbst 2023
Nach komplizierten anderthalb Jahren hat sich Weiper am vergangenen Wochenende zweifelsohne zurückgemeldet und die Gerüchteküche - eine mögliche Leihe bis Saisonende stand zeitweise im Raum - wohl endgültig erkalten lassen. Ganze 699 Tage lagen zwischen seinem Tor gegen den VfB, seinem dritten Tor im Oberhaus, und Treffer Nummer zwei im April 2023. Schon zu Beginn der Saison 2023/24 hatte das Talent an regelmäßigen Startelf-Einsätzen gescnuppert, bis ein arthroskopischer Eingriff im Knie eine lange Leidenszeit zur Folge hatte. "Das war damals ganz bitter. Vorher war es immer nur nach oben gegangen. Ich hatte meine ersten Bundesliga-Tore erzielt, war bei der U21-EM dabei. Bis zu der OP war ich auf einem richtig guten Weg. Dieser Rückschlag hat mich viel mehr Zeit gekostet, deutlich mehr als ursprünglich angedacht. Ich war fast acht Monate raus, das war natürlich nicht einfach, weil ich einfach Fußball spielen möchte."
Anderthalb Jahre später hat er die durchaus lehrreiche Zeit abgehakt und sieht sich inzwischen auf einem höheren Niveau als je zuvor. "Ich bin körperlich fit, mir geht es gut und auch fußballerisch sehe ich mich jetzt auf einem höheren Niveau als damals", sagt er selbstbewusst. Selbstzweifel seien aber ohnehin nie so richtig aufgekommen, Gedanken an einen Abschied auf Zeit wurden zur Seite geschoben. "Mainz ist mein Verein: Ich liebe es, hier zu spielen", betonte er am Wochenende in der Mixed Zone. Und so gönnten auch alle Teamkollegen und Fans gerade dem gebürtigen Mainzer, der gegen die Stuttgarter so wichtig war, seinen Treffer und den ersten Startelf-Einsatz in der Bundesliga seit August 2023. "Das ist eine wunderschöne Geschichte. Er war überragend. Er war solange verletzt und jetzt ist er zurück - was für eine Leistung heute", sagte Cheftrainer Bo Henriksen stellvertretend.
Erleichterung pur: Nach dem Führungstreffer gegen den VfB gratulierten dem Torschützen nicht nur die Teamkollegen auf dem Rasen.
Familie auf der Tribüne & eine Nachricht aus England
Das Erlebnis, die Erlösung, das Comeback vom vergangenen Wochenende sollen dabei naturgemäß nur der Anfang gewesen sein, findet auch Weiper, der am Samstag zudem auf Unterstützung von Familie und Freunde von den Rängen bauen konnte: "Meine Eltern waren da, meine Schwester, mein kleiner Bruder, mein Onkel und meine Cousine. Natürlich auch meine Kumpels, die sowieso immer Stehblock dabei sind", unterstreicht der deutsche U19-Meister von 2023 das familiäre Umfeld, das ihm beim FSV Halt gibt. Ob einer seiner besten Kumpels, der mittlerweile in der Premier League aktiv ist, ihm aus der Ferne gratuliert habe? "Brajan?", sagt Weiper lachend und fast konsterniert. "Natürlich hat er mir geschrieben und sich sehr gefreut."
Während sein kongenialer Partner aus Jugendzeiten das Glück seit Sommer in Brighton sucht, ist Weiper nach wie vor mehr als glücklich bei seinem FSV. Zum einen, weil es sportlich läuft, zum anderen, weil die Atmosphäre im Team einfach passe. "Das überträgt sich aufs Feld", findet Weiper, "wir haben einen Lauf und wollen oben dranbleiben. Ich liebe die Mannschaft. Sie hat mich sehr gut aufgenommen, jetzt wo ich wieder in der Startelf war. Ich habe mich einfach mit ihnen zusammen gefreut", möchte der U-Nationalspieler seinen Treffer, glänzend aufgelegt von Eigengewächs Paul Nebel, nicht zu hoch hängen. Vielmehr gelte es schon am Freitagabend (20.30 Uhr, live auf DAZN & 05ER.fm) anzuknüpfen an den starken Auftritt gegen die Schwaben und keinen Schritt weniger zu machen als zuletzt. "In Bremen wollen wir genauso intensiv auftreten und unser Herz auf dem Platz lassen. Nur so können wir erfolgreich sein. Es geht für mich und auch für uns als Mannschaft nur so wie gegen Stuttgart", erinnert Weiper, dass leistungsmäßige Ausrutscher wie bei Union Berlin stets entsprechende Ergebnisse zur Folge haben. Sein persönliches Drehbuch für den Auftritt an der Weser hat der Angreifer bereits geschrieben: "Einfach meinen Teil dazu beitragen, dass wir drei Punkte mit nach Hause nehmen - mit einem Tor und einem guten Spiel am liebsten."