Vorberichte 06.02.2024 - 17:00 Uhr
Mut statt Wut, Chance statt Risiko
Abstiegskampf pur in der MEWA ARENA: 05ER treffen am Mittwochabend auf Union Berlin - Siewert formuliert erneut klare Anforderungen an das Spiel seines Teams
"Irgendwann muss sich das Momentum drehen", so Jan Siewert am Dienstagnachmittag in den Katakomben der MEWA ARENA im Rahmen der Pressekonferenz vor dem Nachholspiel gegen Union Berlin am Mittwochabend (18.30 Uhr, live auf DAZN & 05ER.fm). Der Abstiegskampf spitzt sich zu für den FSV, schließlich ist die Ausgangslage durch das unglückliche 0:1 gegen Werder Bremen am vergangenen Wochenende noch einmal prekärer geworden. Gleichzeitig bietet sich im Duell mit dem Hauptstadt-Klub allerdings die große Gelegenheit, den Rückstand auf Rang 15 mit einem Heimsieg auf dann nur noch drei Zähler zu verkürzen - das klare Ziel des Cheftrainers und seines Teams. Mit dem Misserfolgsfall setze man sich vor der Partie gar nicht erst auseinander.
Rund fünfeinhalb Monate sind vergangen, seit die Bundesliga-Saison für die 05ER bei Union Berlin mit einem klassischen Fehlstart begann. Eine verschlafene Anfangsphase, zwei verschossene Elfmeter, Alu-Pech. Es kam alles zusammen an diesem schwülwarmen Sommertag in der Alten Försterei. "Das war für viele Spieler zu Saisonbeginn sicherlich in negativer Hinsicht ein Schlüsselspiel. Es ist morgen insofern auch die Chance, etwas zu drehen, neu anzufangen", blickte Siewert zurück auf eine Zeit, als Bo Svensson noch Trainer war, aber gleichzeitig voraus auf das, was er mit seinem Team im so wichtigen Nachholspiel des 18. Spieltags erreichen kann. "Wir müssen noch gradliniger nach vorne spielen, wir haben immer wieder offene Momente des Gegners, die wir zu spät erkennen. Da wird dann zu oft breit anstatt direkt tief gespielt. Das werden wir brauchen, um Union unter Druck zu setzen", so der seit Anfang November amtierende FSV-Coach.
Drangeblieben, Haltung gewahrt
Womit die zentralen Mankos im 05-Spiel vom vergangenen Samstag bereits benannt sind, denn darüber hinaus war es nicht viel, was Fans und Verantwortliche ihrer Mannschaft hatten vorwerfen können. Sie hatte sich nach dem frühen Rückstand, einem Auftakt zum Vergessen, ins Spiel gebissen, es dominiert, war mehrfach gescheitert, hatte es aber eben auch zu häufig kompliziert gestaltet, anstatt den gegnerischen Strafraum zielstrebig und konsequent zu bespielen. "Es waren viele Angriffe, aber am Ende keine Tore nach dem frühen Rückstand. Das macht etwas mit dir, dennoch sind die Jungs vehement drangeblieben, haben Haltung bewahrt. Das macht uns stark, das wollen wir auf das Spiel morgen übertragen, damit sich das Blatt für jeden persönlich aber auch für die Mannschaft wendet", so Siewert, der am Wochenende noch von einer tiefsitzenden Wut gesprochen hatte, die er nun gemeinsam mit dem Team in Mut umwandeln wolle.
Ähnlich wie gegen die tiefstehenden und abwartenden Bremer rechnet der 05-Trainer auch zur Wochenmitte mit einem Kontrahenten, der seinem Team in vielen Phasen den Ball überlassen dürfte. "Sie agieren sehr kompakt und setzen mit Benedict Hollerbach und Neuzugang Yorbe Vertessen vorne auch klar auf Geschwindigkeit", hat Siewert beobachtet. Insofern gelte es, Bälle hoch zu gewinnen und immer wieder "in Zweikämpfe zu fliegen, um ihnen die Tiefe zu nehmen". Auch weitere Einladungen für den Gegner wie beim "Dreckstor" vom Wochenende sollten verhindert werden, um sich selbst in die Lage zu versetzen, mal einen Arbeitssieg einzufahren. "Präzise nach vorne spielen, keine langen Ballzirkulationen haben. Es muss nicht schön aussehen", weiß auch Siewert, dass in der derzeitigen Situation das nackte Ergebnis zähle, um den Turnaround auch in den Köpfen der Spieler einzuleiten, die seit dem 2:0 gegen Leipzig Anfang November nach einem Erfolgserlebnis lechzen.
"Energie" von den Rängen
Was Siewert außerdem Mut macht, ist nicht zuletzt die Atmosphäre in der MEWA ARENA: "Wer die Energie am Wochenende gespürt hat, weiß, wie hilfreich das war. Es sind sechs Punkte Abstand, nach dem Spiel aber am liebsten nur noch drei. Wir müssen ganz klar sagen, dass das hier was geiles ist. Es hilft der Mannschaft, und es hat auch in der Vergangenheit nur gemeinsam zu funktioniert", erinnert der 41-Jährige an erfolgreiche Nichtabstiegsschlachten der Vergangenheit.
Dabei kann er im Duell mit Union nahezu aus dem Vollen schöpfen und muss lediglich die Langzeitausfälle Stefan Bell und Nelson Weiper verkraften. Hingegen haben sowohl Brajan Gruda als auch Andreas Hacnhe-Olsen zuletzt weiter mit der Mannschaft trainiert und erneut Fortschritte gemacht. Auch sie dürften Kaderoptionen sein, auf die Siewert setzen kann.