Profis 18.10.2023 - 19:00 Uhr
Richter: "Werden unser Herz auf dem Platz lassen"
Der Sommerneuzugang im Gespräch über den komplizierten Saisonstart, die Länderspielpause und einen Austausch mit dem Cheftrainer
Weiter erstklassig Fußball spielen und endlich mal nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben: Es waren nicht zuletzt diese beiden Beweggründe, die Marco Richter im August dazu veranlassten, den Weg aus der Hauptstadt von Hertha BSC nach Rheinhessen zu wählen. Wie kompliziert sich das Vorhaben beim FSV zunächst gestalten würde, ahnte der Mittelfeldspieler damals nicht, ist aber guter Dinge, mit seinem neuen Klub in Kürze auf die Erfolgsspur zu wechseln. Dabei möchte er eine wichtige Rolle einnehmen, wozu nicht zuletzt ein Gespräch mit dem Cheftrainer vor wenigen Tagen beitragen soll.
Am Samstagabend (18.30 Uhr, live auf SKY & 05ER.fm) kommt es für den 25-Jährigen zum neunten Anlauf, gegen seinen Jugendklub (zwischen 2004 & 2011 spielte Richter für die Bayern) drei Punkte einzufahren. Bislang reichte es nur zu einem einzigen Remis - im Herbst 2019 steuerte die Nummer zehn des FSV beim Augsburger 2:2 einen Treffer bei - gegen den Rekordmeister. Eine Bilanz, die ihm, wie er sagt, bis dato ebenso wenig bewusst war, wie die jüngste Erfolgsserie der 05ER vor heimischem Publikum gegen den FCB. "Wir hatten am Dienstag ein Fotoshooting in der Arena, da hat Bello mich darauf aufmerksam gemacht. Drei Heimspiele in Folge gegen sie zu gewinnen, das ist schon krass. Wir hätten nichts dagegen, diese Serie auszubauen", betont Richter und ergänzt, worauf es ankommen wird aus seiner Sicht: "Nur hinten reinstellen und abwarten, wird weder für unseren Trainer noch für uns eine Option sein. Wir wollen ihnen schon Paroli bieten, aggressiv sein, stabil stehen und immer wieder Konter setzen. In den Situationen vor dem Tor braucht es dann natürlich absolute Konsequenz. Es ist ein Abendspiel, das Flutlicht wird an sein, wir spielen zuhause in einem ausverkauften Stadion. Das ist eine Atmosphäre, die man sich wünscht als Fußballer! Ich kann versprechen, dass wir unser Herz auf dem Platz lassen werden."
"Nur hinten reinstellen und abwarten, wird weder für unseren Trainer noch für uns eine Option sein"
Überrascht, aber zuversichtlich
Damit, dass die Mainzer an diesem achten Spieltag als Tabellenvorletzter in dieses Duell gehen würden, hat auch der Neuzugang nicht gerechnet, wie er zugibt: "Es gehört zum Fußballerleben dazu, mal hat man Glück, mal weniger. Überrascht bin ich schon ein bisschen, das muss ich ehrlich sagen. Jeder Mainzer hat sich das nach der guten letzten Saison anders vorgestellt. Aber niemand muss Panik haben, wir sind gut aufgestellt und ich bin der Überzeugung, dass der Turnaround kommen wird", so Richter, der sich in der Länderspielpause um ein Gespräch mit Bo Svensson bemühte. Denn der ehemalige U21-Nationalspieler will mit aller Macht in die erste Elf, aktiv dazu beitragen, die ersten Erfolgserlebnisse der Saison zu feiern.
Natürlich sei er mit den bisherigen Einsatzzeiten - nur im Duell mit dem VfB Stuttgart durfte er von Beginn an ran - nicht zufrieden. Im Training versuche er sich aufzudrängen: "Ich gebe jeden Tag mein Bestes und immer Gas, das liegt mir im Blut." Der Austausch mit Svensson habe ihn zudem darin bestärkt, dass er auf dem richtigen Weg sei. Wie so ein Trainergespräch ablaufe? "Ich habe gesagt: 'Trainer, ich will in die erste Elf rein, was muss ich machen?'" Der folgende Austausch sei "offen und ehrlich verlaufen, betont der Sommerneuzugang. "Er ist zufrieden mit meiner Einstellung, was natürlich wichtig ist. Bo hat mir außerdem anhand von Videosequenzen gezeigt, worum es ihm geht, was er von mir sehen will und erwartet." Nun komme es auf ihn selbst an, die Spiele von Beginn an mitgestalten zu dürfen, statt nur eine Nebenrolle einzunehmen. "Ich spiele nicht Fußball, um auf der Bank zu setzen. Aber wir haben ein gutes Team, da muss man sich durchsetzen. Ich bin sicher, dass mir das auch gelingen wird. Mein Berater sagt nicht umsonst immer, ich sei ein Stehaufmännchen", erzählt Richter schmunzelnd.
"Trainer, ich will in die erste Elf rein, was muss ich machen?"
Immer wieder loser Kontakt
Trotz der insgesamt unbefriedigenden ersten Wochen in der neuen sportlichen Heimat - auf der anderen Rheinseite hat er mit seiner Freundin mittlerweile auch seine eigene Wohnung bezogen - steht Richter nach wie vor zu seiner Entscheidung aus dem Sommer, der Hertha nach dem Abstieg den Rücken zu kehren und die Herausforderung Mainz 05 anzunehmen. Im Raum gestanden hatte ein Interesse des FSV in den vergangenen Jahren immer wieder mal, wie Richter verrät: "Mainz war immer mal ein Thema, es gab häufig losen Kontakt und Interesse, von dem ich nicht abgeneigt war. Es ist allerdings nie richtig konkret geworden, so dass ich mich so richtig in diesem Sommer mit dem Verein befasst habe. Dann war ich schnell Feuer und Flamme und bin stolz, hier spielen zu dürfen." Ein Gefühl, das sich nach den ersten Erfolgserlebnissen noch einmal verstärken dürfte. Ein Genuss, in den Richter so schnell wie möglich kommen möchte. Dafür wird - wie immer - alles geben.