Profis 09.04.2025 - 18:30 Uhr
Veratschnig: "Jeder kommt mit einem Lächeln zum Training"
Der 22-Jährige spricht über seine steigenden Einsatzzeiten, allzu schnell vergangene "Glücksgefühle", die Stimmung im Team sowie die kommende Aufgabe bei der TSG Hoffenheim

Wenn ein Fußballspiel im Lauf der zweiten Halbzeit etwas zäher wird, braucht es oftmals einen Spielertyp, der neu in die Partie kommt, für Tempo und frischen Wind sorgt – bei den Mainzern füllt Nikolas Veratschnig seit mehreren Wochen genau diese Rolle aus. Der 22-Jährige konnte in den vergangenen zwei Spielen in Dortmund und gegen Kiel als Joker insgesamt 46 Minuten Einsatzzeit für sich verbuchen und hatte viel Freude daran, mitzuwirken, wie er betont. “Das bedeutet mir einfach alles. Ich wusste, dass mein erstes Jahr schwer wird, weil ich am Anfang der Saison das Feedback bekommen habe, mich körperlich verbessern zu müssen – in der Hinsicht bin ich gerade auf einem guten Weg. Für mich ist es ein unglaubliches Gefühl, immer mehr Spielzeit zu bekommen und ich hoffe natürlich, dass es noch mehr wird.“ Dafür habe der Österreicher in den letzten Monaten hart gearbeitet: “Ich fühle mich immer fitter und gebe einfach Gas. Es macht mir Spaß, auf dem Platz zu stehen – ich denke, das sieht man auch.“
"Hatte so viele Glücksgefühle in mir"
Jüngst sammelte Veratschnig noch mehr Spielpraxis – für die U23 der 05ER war er am vergangenen Mittwoch gegen den FSV Frankfurt für 65 Minuten im Einsatz und konnte aus dieser Partie viel mitnehmen. “Als junger Spieler ist es das Wichtigste, auf dem Platz zu stehen und zu spielen – wenn ich unter der Woche die Möglichkeit habe, statt einer Trainingseinheit eine gute Stunde bei der U23 mitzuwirken, mache ich das natürlich gerne. So kann ich mir Selbstvertrauen für das Wochenende holen und meinem Körper tut es auch gut, eine Stunde statt einer knappen halben Stunde belastet zu werden.“ Am Samstag kam der 22-Jährige außerdem für die Profis ab der 67. Spielminute für Phillipp Mwene zum Einsatz – und hätte sich nur vier Minuten später beinahe mit seinem ersten Treffer im Trikot der Rheinhessen belohnt. “Als ich gesehen habe, wie der Ball ins Tor geflogen ist, hatte ich so viele Glücksgefühle in mir – aber leider nur für drei Sekunden, weil dann schon die Fahne oben war. Es war sehr, sehr knapp und ich war kurz etwas traurig, aber am nächsten Wochenende habe ich dann die nächste Chance.“
Seit Sommer 2024 ist der Außenbahnspieler Teil des Profikaders des FSV. Das Einleben habe ihm die Mannschaft leicht gemacht: “Ich fühle mich sehr wohl hier. Die Jungs haben mich super aufgenommen, tun alles dafür, dass es mir gut geht und ich versuche natürlich auch, meinen Beitrag zu leisten“, so Veratschnig über seine erste Saison im Ausland. Seine Rolle auf dem Platz stehe für den 05-Profi schon lange fest: “Ich sehe mich als Schienenspieler auf der rechten Seite – das ist meine Lieblingsposition. Mein Job ist es im Moment, der Herausforderer für die Stammspieler zu sein. Das mache ich gerade sehr gut, wie man anhand der vergangenen zwei Spielen sieht – und ich denke, das nimmt der Trainer auch wahr.“ Angesprochen auf einen Vergleich zwischen der deutschen und der österreichischen Bundesliga, in der Veratschnig insgesamt 64 Pflichtspiele für den Wolfsberger AC absolvierte, fallen dem 22-Jährigen vor allem zwei Aspekte ein: “Die Intensität ist eine ganz andere – in Deutschland ist alles viel schneller. Außerdem passieren hier weniger Fehler im Spiel, das finde ich ebenfalls auffällig und ich würde sagen, dass das die beiden größten Unterschiede sind.“
Mannschaftlicher Zusammenhalt als Schlüssel
Die jüngsten Resultate der 05ER nach der Länderspielpause – eine Niederlage und ein Unentschieden – hätten laut Veratschnig keine negativen Auswirkungen auf die Stimmung im Team gehabt. “Obwohl die Ergebnisse in den vergangenen zwei Wochen aus unserer Sicht leider nicht ganz gestimmt haben, spielen wir aktuell trotzdem befreit auf und jeder gibt Gas. Am Samstag haben wir dann eine neue Chance gegen die TSG und können hoffentlich unseren bestmöglichen Fußball abrufen.“ Besonders ein Aspekt stimmt den Schienenspieler positiv: “Jeder kommt morgens mit einem Lächeln zum Training und alle haben Bock, hier zu sein. Der Zusammenhalt in der Mannschaft macht es derzeit aus, denke ich.“
Gerade in dieser Phase der Saison zählt der Teamspirit – die letzten sechs Bundesliga-Spieltage stehen bevor und für die Rheinhessen geht es im Kampf um die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb in die “Crunchtime“. Das sei laut Veratschnig allerdings kein Grund, mit einer anderen Einstellung als sonst in die verbleibenden Partien zu gehen: “Die Wichtigkeit der Punkte ist gleichgeblieben, würde ich sagen. Drei Punkte sind drei Punkte – egal, wo man steht“, so der 22-Jährige. “Wenn man einen Blick auf die Tabelle wirft, stehen wir natürlich nicht schlecht da, aber wir müssen trotzdem von Spiel zu Spiel schauen und jedes Wochenende versuchen, drei Zähler zu holen. Wir dürfen uns noch nichts ausrechnen, sondern müssen einfach spielen.“
"Sehr hartes und intensives Spiel"
Einen nächsten Schritt in die richtige Richtung können die Mainzer am Samstagnachmittag (15.30 Uhr, live bei SKY und 05ER.fm) in Hoffenheim machen – vieles, was gegen Kiel nicht optimal war, soll dann besser laufen. “Wir müssen härter sein, ohne den nötigen Respekt vor dem Gegner zu verlieren. Ich glaube, wenn wir alle das abrufen, was wir können, werden wir dieses Spiel gewinnen“, gibt sich Veratschnig vor der Begegnung mit der TSG optimistisch.
Dort können die Rheinhessen zudem auf zahlreiche Unterstützung aus dem Gästeblock zählen: Weit mehr als 8000 Mainzer werden auf den Rängen erwartet - für Veratschnig ein essenzieller Faktor. “Die Fans gehören aus meiner Sicht zu den wichtigsten Faktoren im Fußball. Wenn man hört, wie sie uns unterstützen und anfeuern, hofft man natürlich, dass man ihnen auch etwas zurückgeben kann. Es motiviert uns extrem, wenn wir auf die Fans zu spielen oder sie im Rücken haben – das tut unserem Spiel gut.“ Im Kraichgau dreifach zu punkten, betrachtet er dennoch als komplizierte Aufgabe: “Es wird ein sehr hartes und intensives Spiel. Ich glaube, dass wir viel laufen müssen, wenn wir gewinnen wollen“, so der gebürtige Österreicher. “Die Hoffenheimer zeichnen sich auch durch ihre Zweikampfstärke aus, deshalb müssen wir alles reinhauen und in jedes Duell gehen. Ich denke, dass wir spielerisch besser sind und die Partie für uns entscheiden können, wenn wir unsere Stärken auf den Platz bringen.“